Solarindustrie
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Solarenergie in Deutschland: Stand, Potenzial und Herausforderung.

Die Solarenergie ist eine der wichtigsten erneuerbaren Energiequellen in Deutschland, um die Energiewende zu schaffen und den Klimawandel einzudämmen. Photovoltaik-Module wandeln Sonnenlicht direkt in elektrischen Strom um und können somit einen bedeutenden Beitrag zur Stromversorgung leisten. Doch wie weit ist Deutschland beim Ausbau der Solarenergie? Wo sind bereits ausreichend Module installiert und wo scheitert der schnellere Ausbau?

Stand der Solarenergie in DeutschlandEnde 2023 waren 81,7 Gigawatt (GW) Solarmodule installiert, verteilt auf 3,14 Millionen Anlagen¹. Deutschland lag damit weltweit auf dem vierten Platz hinter China, den USA und Japan². Im Jahr 2022 deckte die Solarenergie etwa 10,9 Prozent des Netto-Stromverbrauchs in Deutschland ab, was einem Anstieg von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders in sonnenreichen Frühlings- und Sommertagen trägt die Solarenergie zur Deckung der Verbrauchsspitzen bei, in einigen Regionen wie Bayern und Baden-Württemberg sogar mehr als die Hälfte.

In Deutschland wird Solarenergie durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) staatlich gefördert. Das Gesetz garantiert eine feste Vergütung für den eingespeisten Solarstrom, die von der Größe und dem Inbetriebnahmezeitpunkt der Anlage abhängt und über 20 Jahre gezahlt wird. Die Vergütung sinkt jedoch mit der Zeit, um die sinkenden Kosten der Photovoltaik widerzuspiegeln. Die aktuelle Vergütung für neue Anlagen variiert zwischen 8,2 und 13 Cent pro Kilowattstunde (kWh), abhängig davon, ob der gesamte oder nur der überschüssige Strom eingespeist wird⁵. Für größere Anlagen über 1 MW müssen die Betreiber an Ausschreibungen teilnehmen, bei denen der Zuschlagswert wettbewerblich bestimmt wird. Im Jahr 2022 lag der mittlere Zuschlagswert bei rund 5,2 Cent pro kWh⁶.

Potenzial der Solarenergie in Deutschland
Das technische Potenzial der Solarenergie in Deutschland ist enorm. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme

(ISE) könnten auf geeigneten Dachflächen in Deutschland bis zu 200 GW an Photovoltaik-Leistung installiert werden. Das entspricht einem jährlichen Stromertrag von rund 180 Terawattstunden (TWh), was mehr als dem Dreifachen der aktuellen installierten Leistung und mehr als dem Vierfachen des aktuellen Solarstromertrags entspricht. Hinzu kommt das Potenzial der Freiflächenanlagen, die auf Acker- und Grünland, Brachflächen oder entlang von Verkehrswegen errichtet werden können. Das ISE schätzt, dass auf diesen Flächen bis zu 180 GW an Photovoltaik-Leistung möglich wären. Dies entspricht einem jährlichen Stromertrag von rund 160 TWh. Theoretisch könnte die Solarenergie in Deutschland damit mehr als die Hälfte des aktuellen Stromverbrauchs decken.

Um das Potenzial der Solarenergie in Deutschland vollständig auszuschöpfen, müssen jedoch noch einige Herausforderungen überwunden werden. Eine dieser Herausforderungen ist die sogenannte 52-GW-Grenze, die im EEG festgelegt wurde. Diese Grenze besagt, dass die Förderung für neue Photovoltaik-Anlagen entfällt, sobald die installierte Leistung 52 GW erreicht. Die 52-GW-Grenze wurde 2012 eingeführt, um die Kosten der EEG-Umlage zu begrenzen, die von den Stromkunden gezahlt wird, um die erneuerbaren Energien zu finanzieren. Da die Solarenergie jedoch immer günstiger wird, ist diese Grenze nicht mehr zeitgemäß und könnte den weiteren Ausbau der Photovoltaik bremsen. Im Juni 2020 beschloss der Bundestag endlich die Abschaffung der Grenze, nachdem sie lange umstritten war.

Eine weitere Herausforderung besteht in der Integration von Solarenergie ins Stromnetz. Da die Solarenergie stark von Tageszeit und Witterung abhängt, muss sie mit anderen erneuerbaren Energien wie Windenergie oder Biomasse kombiniert werden, um eine kontinuierliche und sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Außerdem müssen die Stromnetze ausgebaut und modernisiert werden, um den schwankenden Solarstrom zu transportieren und zu verteilen. Außerdem müssen Speicherlösungen entwickelt und gefördert werden, um den Solarstrom bei Bedarf abzurufen. Dazu gehören Batteriespeicher und Power-to-X-Technologien, die den Solarstrom in andere Energieformen wie Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe umwandeln können.
Eine weitere Herausforderung ist die gesellschaftliche Akzeptanz der Solarenergie. Obwohl Solarenergie in Deutschland eine hohe Zustimmung genießt, gibt es Widerstände gegen den Bau neuer Photovoltaik-Anlagen, insbesondere auf Freiflächen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Landschafts- und Naturschutz bis hin zu wirtschaftlichen Interessen. 

Um diese Konflikte zu lösen, müssen die Planungs- und Genehmigungsverfahren transparenter und partizipativer gestaltet werden. Dabei sollten die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Solarenergie berücksichtigt und kompensiert werden. Zudem ist es wichtig, die Vorteile der Solarenergie für die regionale Wertschöpfung und die Energiewende zu kommunizieren.

Fazit: Die Solarenergie ist eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende in Deutschland und den Klimaschutz. Sie hat ein großes Potenzial, den Strombedarf in Deutschland zu decken und wird immer wettbewerbsfähiger. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, müssen jedoch noch einige politische, technische und gesellschaftliche Herausforderungen überwunden werden. Die Solarenergie benötigt eine verlässliche und ambitionierte Förderung, eine intelligente und flexible Netzintegration sowie eine breite und aktive Akzeptanz.

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