Rukwied, Präsident des Bauernverbandes
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Wie der Bauernverband die kleinen und ökologischen Betriebe ignoriert

Der Bauernverband ist die größte und einflussreichste Organisation der deutschen Landwirtschaft. Er vertritt nach eigenen Angaben rund 300.000 Mitglieder, die etwa 90 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bewirtschaften. Doch wie repräsentativ ist der Bauernverband für die Vielfalt und die Probleme der deutschen Bauern?

In diesem Artikel werde ich argumentieren, dass der Bauernverband hauptsächlich die Interessen der Großbetriebe vertritt, die eng mit der Lebensmittelindustrie und der Politik verbunden sind. Ich werde zeigen, wie der Bauernverband seine Macht nutzt, um die Agrarpolitik zu beeinflussen, die Umwelt- und Tierschutzstandards zu untergraben und die kleineren und ökologischeren Betriebe zu benachteiligen.

Die Macht des Bauernverbandes

Der Bauernverband ist eine Interessenvertretung und Berufsorganisation, die landwirtschaftliche Sozialversicherungen verwaltet, Berufsausbildungen organisiert und landwirtschaftliche Buchführung anbietet. Er hat somit großen Einfluss auf die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen der Bauern.

Der Bauernverband ist auch politisch sehr aktiv. Er pflegt enge Kontakte zu den Parteien, insbesondere zur CDU/CSU, die traditionell als ‚Bauernpartei‘ gilt. Der Bauernverband spendet regelmäßig an die Parteien, vor allem an die CDU/CSU, die FDP und die AfD. Der Bauernverband ist auch in zahlreichen Gremien

Blühstreifen, kein Freund von Rukwied, nur wenn es Geld gibt. Foto: DBV

und Ausschüssen vertreten, die die Agrarpolitik auf nationaler und europäischer Ebene mitgestalten.

Der Bauernverband nutzt seine Macht, um die Agrarpolitik in seinem Sinne zu beeinflussen. Er setzt sich vor allem für die Beibehaltung und Erhöhung der Direktzahlungen ein. Diese werden den Bauern unabhängig von ihrer Leistung oder ihrem Umweltverhalten gezahlt und machen etwa 40 Prozent ihres Einkommens aus. Der Bauernverband lehnt jedoch jede Konditionalität oder Umverteilung dieser Zahlungen ab, die kleinere oder ökologischere Betriebe bevorzugen würden.

Der Bauernverband vertritt hauptsächlich die Interessen der Großbetriebe, die einen großen Anteil an der landwirtschaftlichen Fläche und den Direktzahlungen haben. Laut einer Studie des Thünen-Instituts besitzen die größten 10 Prozent der Betriebe 55 Prozent der Fläche und erhalten 47 Prozent der Direktzahlungen. Diese Betriebe sind hauptsächlich im Osten Deutschlands angesiedelt. Nach der Wiedervereinigung wurde die Landwirtschaft privatisiert und in große Einheiten aufgeteilt.

Die Großbetriebe sind auch die Hauptakteure der industriellen Landwirtschaft, die auf Massenproduktion, Monokulturen und intensive Tierhaltung setzt. Diese Form der Landwirtschaft schadet nicht nur der Umwelt, der Artenvielfalt und dem Tierwohl, sondern auch der Qualität und der Sicherheit der Lebensmittel. Die Großbetriebe sind eng mit der Lebensmittelindustrie und dem Handel vernetzt, von denen sie billige und standardisierte Rohstoffe beziehen.

Sie profitieren auch von der Exportorientierung der deutschen Agrarpolitik, die den Weltmarkt als Absatzmarkt für die Überschüsse der deutschen Landwirtschaft sieht. Deutschland ist der drittgrößte Agrarexporteur der Welt und exportiert vor allem Fleisch, Milch und Getreide. Die Exporte werden durch Subventionen, Handelsabkommen und niedrige Standards gefördert. Dadurch steigt die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Produkte, aber es entsteht auch Druck auf die Märkte und die Landwirtschaft in anderen Ländern.

Der Bauernverband vertritt nicht die Interessen der kleineren und ökologischeren Betriebe, die eine andere Form der Landwirtschaft praktizieren. Diese Betriebe setzen auf Qualität, Vielfalt und Nachhaltigkeit. Diese Betriebe sind hauptsächlich im Süden und Westen Deutschlands ansässig, wo die Landwirtschaft kleinteiliger und vielfältiger ist. Sie sind auch die Hauptakteure der ökologischen Landwirtschaft, die auf natürliche Kreisläufe, artgerechte Tierhaltung und gentechnikfreie Produkte setzt.

Allerdings werden die kleineren und ökologischeren Betriebe von der Agrarpolitik benachteiligt, da sie weniger Fördermittel, Beratung und Forschung erhalten. Sie sind auch benachteiligt durch Marktbedingungen, die ihnen weniger Absatzmöglichkeiten, Verhandlungsmacht und Preise bieten. Zusätzlich werden sie durch gesellschaftliche Bedingungen benachteiligt, die ihnen weniger Anerkennung, Nachwuchs und Zukunftsperspektiven bieten.

Welche Rolle spielt Joachim Rukwied?

Joachim Rukwied ist der Präsident des Deutschen Bauernverbandes und des europäischen Bauernverbandes COPA. Er ist ein Ackerbauer aus Baden-Württemberg und bewirtschaftet einen Betrieb von etwa 350 Hektar. Jährlich erhält er rund 100.000 Euro Subventionen von der EU. Rukwied ist Mitglied der CDU und war früher kommunalpolitisch aktiv. Er hat enge Kontakte zu den Parteien, insbesondere zur CDU/CSU, der er regelmäßig spendet. Er ist Mitglied in verschiedenen Gremien und Ausschüssen, die die Agrarpolitik mitgestalten. Außerdem sitzt er im Aufsichts- oder Verwaltungsrat mehrerer Unternehmen der Lebensmittelindustrie wie Südzucker, BayWa und der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Er vertritt die Interessen von Großbetrieben und der industriellen Landwirtschaft, die auf Massenproduktion, Export und niedrige Standards setzen. Er lehnt eine Umverteilung oder Konditionalität der Direktzahlungen ab. Diese würden bevorzugt von kleineren oder ökologischeren Betrieben. Kritisiert wird er für seine Nebeneinkünfte, mangelnde Transparenz und fehlende Repräsentativität für die Vielfalt der deutschen Landwirtschaft.

Fazit:

Der Bauernverband ist die mächtigste Organisation der deutschen Landwirtschaft und beeinflusst die Agrarpolitik maßgeblich. Allerdings vertritt er hauptsächlich die Interessen der Großbetriebe, die eng mit der Lebensmittelindustrie und der Politik verbunden sind. Die Interessen kleinerer und ökologischerer Betriebe, die eine andere Form der Landwirtschaft praktizieren, werden vernachlässigt. Daher ist der Bauernverband nicht repräsentativ für die Vielfalt und die Probleme der deutschen Bauern.

Mehr infos:

Bauernverband: Wer wir sind

Die Zeit: Die Bauernpartei

Abgeordnetenwatch: Parteispenden von Bauernverbänden

Lobbycontrol: Bauernverband – Einflussreicher Verband mit vielen Gesichtern

bauernblockaden

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Direktzahlungen

Statistisches Bundesamt: Landwirtschaftliche Einkommen

Bauernverband: Gemeinsame Agrarpolitik

Thünen-Institut: Verteilung der Direktzahlungen in Deutschland

Bundeszentrale für politische Bildung: Strukturwandel in der Landwirtschaft

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