totale zerstörung in gaza
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Worte als Waffen – Wie rechte israelische Rhetorik den Krieg gegen Gaza lenkt

Seit Oktober 2023 erleben wir in Gaza eine humanitäre Katastrophe ungekannten Ausmaßes. Israels Angriffe treffen nicht nur militärische Ziele, sondern vor allem die zivile Infrastruktur: Krankenhäuser, Schulen, Universitäten, Bäckereien, Wasseranlagen und Felder. Laut internationalen Organisationen starben über 15.600 Kinder. Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser ist zerstört oder unbrauchbar. Schulen, die Schutz boten, liegen in Trümmern.

Wer die Eskalation verstehen will, muss nicht nur die Bomben sehen, sondern auch die Worte, die ihnen vorausgingen.

Entmenschlichung als Regierungsstrategie

Führende Mitglieder der israelischen Regierung, vor allem aus den rechtsextremen Parteien Otzma Yehudit und Religiöser Zionismus, bedienen sich seit Jahren einer hetzerischen, rassistischen und völkischen Rhetorik. Diese Aussagen sind keine Ausrutscher, sondern Ausdruck einer Ideologie, die Palästinenser systematisch entmenschlicht.

1. „Gaza muss verbrannt werden.“

Politiker: Avi Dichter (Likud, Ex-Geheimdienstchef)
Aussage (Okt. 2023):

„Gaza will be a city of tents. There will be no buildings. It will be a city of tents. There will be no buildings. We are going to eliminate everything.“
„Gaza wird eine Stadt der Zelte sein. Es wird keine Gebäude geben. Es wird eine Stadt der Zelte sein. Es wird keine Gebäude geben. Wir werden alles eliminieren.“
→ Die Äußerung wurde vielfach zitiert als Aufruf zur systematischen Zerstörung Gazas.

2. „Wir kämpfen gegen Tiere.“

Politiker: Defense Minister Yoav Gallant (Likud)
Aussage (9. Okt. 2023):

„We are fighting human animals and we are acting accordingly.“
„Wir kämpfen gegen Menschentiere und handeln entsprechend.“
→ Diese Entmenschlichung („menschliche Tiere“) wurde international scharf kritisiert.

3. „Die Palästinenser haben keine Rechte auf diesem Land.“

Politiker: Bezalel Smotrich (Finanzminister, Leiter der Partei „Religiöser Zionismus“)
Aussage (2021 & 2023 mehrfach):

„There is no such thing as a Palestinian people.“
„This land belongs to the people of Israel — and only to them.“
„Es gibt kein palästinensisches Volk.“ „Dieses Land gehört dem Volk Israel – und nur ihnen.“
→ Smotrich spricht Palästinensern grundlegende Existenzrechte ab.

4. „Wir sollten Gaza vollständig annektieren.“

Politiker: Itamar Ben-Gvir (Minister für Nationale Sicherheit, Partei Otzma Yehudit)
Diverse Aussagen, z. B. im Oktober 2023:

„There should be full Israeli control over Gaza. It’s ours.“
„Es sollte die volle israelische Kontrolle über Gaza geben. Es ist unser.“
→ Häufige Forderung nach Vertreibung und vollständiger israelischer Kontrolle.

5. „Man sollte Dörfer zerstören, um Terror zu bekämpfen.“

Politiker: Bezalel Smotrich
Aussage (März 2023, über das palästinensische Dorf Huwara):

„Huwara must be wiped out. I think the State of Israel should do it.“
„Huwara muss ausgelöscht werden. Ich denke, der Staat Israel sollte es tun.“
→ Nach einem Terroranschlag forderte er öffentlich die Auslöschung eines ganzen Dorfes. Auch wenn er sich später halbherzig entschuldigte, war die Aussage eindeutig.

6. „Araber sind eine Gefahr.“

Politiker: Itamar Ben-Gvir
Aussagen (mehrfach, u. a. 2021, 2023):
→ Bezeichnet Palästinenser regelmäßig als „Gefahr für das jüdische Volk“, besucht provokativ heilige muslimische Orte und forderte schon als Aktivist „Transfer“ von Araber:innen aus Israel.

7. „Wenn es sein muss, töten wir alle.“

Politiker: Tzachi Hanegbi (Sicherheitsberater Netanjahus)
Aussage (Oktober 2023):

„All Gazans are responsible, and they will all pay the price.“
„Alle Gazaner sind verantwortlich, und sie werden alle den Preis dafür bezahlen.“
→ Kollektivbestrafung als politische Strategie, was völkerrechtlich problematisch ist.

Quellen (Auswahl):

Haaretz, Times of Israel, +972 Magazine

B’Tselem, Human Rights Watch, UN-Berichte

Internationale Medien wie BBC, Guardian, Al Jazeera, New York Times

Übersetzte Reden und Social Media der Politiker

Wichtiger Hinweis:

Manche Aussagen wurden auf Hebräisch gemacht und in sozialen Medien, besonders in hitzigen Phasen, bewusst verschärft oder aus dem Kontext gerissen.

Dennoch: Viele dieser Zitate sind nicht falsch übersetzt, sondern gut dokumentiert. Das Problem ist strukturell: Rechtsextreme Politiker sitzen in Israel inzwischen an Schlüsselstellen der Regierung, was ihre Aussagen in politische Realität übersetzt – von Siedlungsbau bis hin zu militärischer Eskalation.

Solche Äußerungen würden in anderen westlichen Demokratien das politische Aus bedeuten. In Israel kommen sie von Regierungsmitgliedern – und finden ihren Widerhall im militärischen Handeln.

Kriegsrealität: Worte werden Taten

Seit Oktober 2023 erleben wir keinen „verhältnismäßigen Krieg“ gegen eine Terrororganisation, sondern die systematische Zerstörung ziviler Lebensgrundlagen:

Bildung ausgelöscht:
Alle Universitäten in Gaza sind zerstört oder schwer beschädigt. Die meisten Schulen sind unbrauchbar.
Gesundheitswesen am Boden:
Von 36 Krankenhäusern sind mindestens 19 außer Betrieb. Ärzte berichten von gezielten Schüssen auf Kinder.
Landwirtschaft vernichtet:
Bombardierte Felder, Farmen und Brunnen machen Gaza unbewohnbar.
Kindermorde als Kriegsrealität:
Laut UNICEF und Ärzteorganisationen starben bis Juni 2025 über 15.600 Kinder – viele durch gezielte Angriffe.

Die Absicht ist klar

Diese Taten sind keine „Kollateralschäden“. Die entmenschlichende Sprache bereitet die entmenschlichenden Taten vor. Der Krieg gegen Gaza wirkt wie ein Projekt zur Entvölkerung und Zerstörung einer Gesellschaft.

Die israelische Regierung verfolgt nicht nur militärische, sondern auch demografische und ideologische Ziele. Gaza soll nicht nur „entmilitarisiert“, sondern ausgelöscht werden.

Internationale Verantwortung

Die internationale Gemeinschaft, vor allem die USA und Deutschland, ermöglicht diesen Krieg durch Waffenlieferungen, diplomatische Rückendeckung und das Ignorieren von Kriegsverbrechen. Wer von „Israels Recht auf Selbstverteidigung“ spricht, ohne die Verbrechen zu benennen, macht sich mitschuldig.

Die Wirkung der Rhetorik

Die entmenschlichende Sprache israelischer Politiker wirkt über Israels Grenzen hinaus. Sie beeinflusst die internationale Wahrnehmung. Wer Palästinenser:innen als „menschliche Tiere“ darstellt, senkt die Empathie für ihr Leid. Die Akzeptanz extremer Gewalt steigt.

Medien, die diese Rhetorik unkritisch übernehmen oder neutralisieren, tragen zur globalen Abstumpfung bei. Menschen werden zu Zahlen, Opfer zu „Kollateralschäden“, zerstörte Existenzen zu politischer Notwendigkeit.

Aussicht auf Reaktionen

Trotz wachsender Kritik aus der Zivilgesellschaft bleibt die Staatengemeinschaft gespalten. Während Länder wie Südafrika, Brasilien oder Irland scharfe Kritik üben und Konsequenzen fordern, blockieren die USA, Großbritannien und Deutschland UN-Resolutionen für eine Waffenruhe.

Mögliche Entwicklungen:

Internationale Strafgerichtsbarkeit: Der IStGH ermittelt gegen israelische Politiker – ein Präzedenzfall mit Signalwirkung.
Boykottbewegungen: BDS und ähnliche Initiativen gewinnen weltweit an Zuspruch.
Ziviler Widerstand: Globaler Druck auf Regierungen, die Israels Kriegsführung unterstützen, wächst.

Doch ohne Kurswechsel in Washington, Berlin und Brüssel bleibt dies Symbolpolitik. Es fehlt der Bruch mit der Doppelmoral westlicher Außenpolitik.

Fazit

Die Aussagen rechter israelischer Politiker sind keine Ausrutscher, sondern Blaupausen für eine militärische Realität, die tausende Kinder tötet und eine Gesellschaft zerstört. Gaza wird nicht nur bombardiert, sondern aus dem Denken gestrichen. Das ist keine Sicherheitspolitik, sondern Barbarei mit offizieller Genehmigung.

Es ist Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen: Israel führt in Gaza einen Krieg, geprägt von rassistischer Rhetorik und entgrenzter Gewalt. Und die Welt schaut weg – oder liefert die Munition.

Bildquellen

  • gazastreifen_bomben: KI generiert
  • Titel – Gaza: Bild von hosny salah auf Pixabay
  • Haftbefehle des IStGH: Bild-von-hosny-salah-auf-Pixabay
  • gaza_zerstoerung2: KI generiert
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