Bedrohungen und Chancen für die lebenswichtige Ressource Boden
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Der Bodenatlas 2024 ist ein Weckruf für Politik und Gesellschaft.

In dieser Woche haben die Heinrich-Böll-Stiftung, der BUND und der Think Tank TMG den Bodenatlas 2024 veröffentlicht. Der Bodenatlas 2024 ist ein umfassender Bericht über die Relevanz und den Zustand der Böden weltweit. Er enthält Daten und Fakten über die Bedrohungen und Chancen für die lebenswichtige Ressource Boden, die für die Ernährungssicherheit, den Klimaschutz und die biologische Vielfalt unverzichtbar ist. Der Bodenatlas zeigt auch, wie die Zerstörung der Böden das Klima bedroht und was getan werden kann, um die Böden zu schützen und zu regenerieren.

Es handelt sich um einen wichtigen und alarmierenden Bericht über den Zustand der Böden weltweit. Der Bericht zeigt, wie die industrielle Landwirtschaft, der Klimawandel und die Bodenspekulation die Böden zerstören und damit die Lebensgrundlage von Milliarden Menschen gefährden. Der Bodenatlas fordert eine radikale Umkehr in der Bodenpolitik und eine stärkere Anerkennung der Rolle der Böden für die Ernährungssicherheit, den Klimaschutz und die biologische Vielfalt.

Der Bodenatlas ist nicht nur eine Bestandsaufnahme der Probleme, sondern auch eine Quelle der Inspiration und Hoffnung. Er präsentiert zahlreiche Beispiele und Lösungsansätze, wie die Böden geschützt, regeneriert und gerecht verteilt werden können. Der Atlas plädiert für eine ökologische, soziale und demokratische Bodenwende, die die Rechte und die Stimme der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, der indigenen Völker und der lokalen Gemeinschaften stärkt.

Der Bodenatlas ist ein wertvoller Beitrag zur öffentlichen Debatte über die Zukunft der Böden und der Landwirtschaft. Er verdient eine breite und kritische Lektüre und Diskussion, um die notwendigen Veränderungen anzustoßen und umzusetzen.

Die Zerstörung der Böden ist ein ernstes Problem, das die Lebensgrundlage von Milliarden Menschen und die Gesundheit des Planeten bedroht. Es gibt viele Faktoren, die zur Schädigung der Böden beitragen, aber einige der häufigsten sind Erosion, welche durch landwirtschaftliche Nutzung, Entwaldung, Überweidung oder Klimawandel verstärkt wird. Erosion verringert die Fruchtbarkeit, die Wasserhaltekapazität und die biologische Vielfalt der Böden.
Weitere Faktoren sind:

Verdichtung
Durch den Einsatz von schweren Maschinen wird der Porenraum im Boden verringert, was den Luft- und Wasserfluss behindert und das Bodenleben schädigt. Verdichtung erschwert das Wurzelwachstum und erhöht das Risiko für Überschwemmungen.

Versalzung
Salzhaltiges Wasser oder Verdunstung können zu einer Anreicherung von Salzen im Boden führen. Versalzung reduziert die Verfügbarkeit von Nährstoffen und Wasser für die Pflanzen und kann zu Bodensterilität führen.

Versauerung
Die Abnahme des pH-Werts im Boden durch den Eintrag von sauren Substanzen wie Schwefeldioxid, Stickstoffoxiden oder Kunstdünger beeinträchtigt die Nährstoffaufnahme und die Aktivität der Mikroorganismen im Boden.

Vergiftung
Die Kontamination des Bodens mit Schwermetallen, Pestiziden, Herbiziden oder anderen toxischen Chemikalien aus der Industrie, Landwirtschaft oder dem Verkehr kann zu einer Vergiftung führen. Vergiftung gefährdet die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen, die mit dem Boden in Kontakt kommen.

Diese Fehler können sich gegenseitig verstärken und zu einem Teufelskreis der Bodendegradation führen, der schwer umzukehren ist. Um die Böden zu schützen und zu regenerieren, sind daher dringende Maßnahmen auf allen Ebenen erforderlich, die eine ökologische, soziale und demokratische Bodenwende anstreben.

Dr. Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung

„Wir brauchen gesunde Böden, um uns an die Klimakrise anzupassen: Sie können bis zu 3.750 Tonnen Wasser pro Hektar speichern und dieses nach Bedarf wieder abgeben. Durch Versiegelung, aber auch industrielle Formen der Landwirtschaft geht die Fähigkeit von Böden, Wasser aufzunehmen, zurück – mit verheerenden Folgen, wie wir aktuell an der Hochwasserkatastrophe in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sehen. Gleichzeitig nimmt die Wüstenbildung durch intensive Landwirtschaft und Klimakrise zu – auch in Europa: Dreizehn EU-Mitgliedstaaten sind mittlerweile betroffen. Und zwar nicht nur Südeuropa, sondern auch Länder mit gemäßigtem und feuchtem Klima wie Ungarn und Bulgarien. In Deutschland weist mindestens ein Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen sehr starke Bodenerosion auf.

Ein Konzept, um auf die multiplen Krisen zu reagieren – von Hunger über Klimakrise und Artensterben bis hin zu volatilen Preisen und Armut – ist die Agrarökologie. Agrarökologische Methoden der Landwirtschaft fördern nachhaltig die Bodenfruchtbarkeit. Agrarökologische Betriebe – auch Projekte unserer Partnerorganisationen – haben zudem eins gemeinsam: Sie erhöhen die Unabhängigkeit und Resilienz der Betriebe.“ Quelle: BUND

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender

„Politik muss Böden besser schützen, auch mit Blick auf die enorme Artenvielfalt: Denn unter einem Hektar Land leben 15 Tonnen Bodenlebewesen – das entspricht dem Gewicht von 20 Kühen. Eine Handvoll Boden kann mehr Lebewesen enthalten, als Menschen auf der Erde leben. Doch aktuell sind Böden bedroht – in Deutschland vor allem durch eine zu intensive Landwirtschaft mit übermäßigem Einsatz von Mineraldünger und chemischen Pestiziden sowie durch Versiegelung. Denn täglich gehen 55 Hektar Land für Siedlungsbau oder Verkehrsflächen verloren. Diese Flächen fehlen dann für die Landwirtschaft und den Artenschutz.

Landwirt*innen sollten besser beim Bodenschutz unterstützt werden: Die Novellierung des Bundesbodenschutzgesetzes muss den vorsorgenden Bodenschutz deutlich hervorheben, die Gemeinsame Agrarpolitik als Förderinstrument der EU muss Ökosystemleistungen auch für den Boden zukünftig stärker honorieren. Nachhaltige Flächennutzung kommt nicht nur der Natur zu Gute, sondern schützt unsere Lebensgrundlage Boden und erhöht die Resilienz gegenüber Auswirkungen der Klima- und Biodiversitätskrise.“ Quelle: BUND

Dr. Jes Weigelt, stellvertretender Geschäftsführer TMG

„Aufgrund der Fähigkeit von Böden, das Klimagas CO2  zu speichern, und des Flächenbedarfs für Klimaschutzmaßnahmen wie etwa Aufforstung erlangen Böden eine immer größere Bedeutung in der internationalen Klimadebatte. Denn Böden sind die größten CO2 -Speicher an Land. Gleichzeitig benötigen die geplanten Klimaschutzmaßnahmen aller Länder rechnerisch 1,2 Milliarden Hektar Land – eine Fläche dreimal so groß wie die EU. Eine Zunahme an Konflikten um Land und Boden ist vorprogrammiert. Verlierer werden die Schwächsten sein, die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und die indigenen Bevölkerungsgruppen. Nur wenn politisch kohärente, auf den Menschenrechten basierende Maßnahmen zu Nutzung und Erhalt der Böden entwickelt werden, können wir diese Konflikte verhindern und gleichzeitig die Klimaziele erreichen.“

Der Bodenatlas 2024 beleuchtet auf 50 Seiten und mit 53 Illustrationen, wieso gesunde Böden für Mensch und Natur überlebenswichtig und zugleich umkämpft sind. Er erklärt auch, warum intakte Böden für den Klimaschutz und die Anpassung an die Klimakrise essenziell sind. Er zeigt, wie ein langfristiger Bodenschutz in der Landwirtschaft gelingen kann und welche politischen Rahmenbedingungen es dafür braucht. Quelle: BUND

Weitere Informationen

Bodenatlas 2024: Wie die Zerstörung der Böden das Klima bedroht, BR–Nachrichten

Jürgen Paeger, Diplom-Biologe – Die Zerstörung der Böden (Ökosystem Erde)

„Bodenatlas“: 60 Prozent der Böden in der EU sind geschädigt, ZDF-Nachrichten

Bodenatlas – Heinrich-Böll-Stiftung, PDF

bodenatlas 2024
generiert mit KI Copilot
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