
Masken, Milliarden, Minister – Jens Spahn und das Desaster der Überbeschaffung
Im Juni 2025 legte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) einen lange erwarteten Bericht vor: Er beleuchtet die massive Überbeschaffung von Schutzmasken während der Corona-Pandemie. Der Bericht versucht aufzuarbeiten, was schiefging – und zeigt vor allem: Chaos, Intransparenz und politisches Ausweichen.
Im Zentrum: Jens Spahn.
Spahn: Der Macher ohne Kontrolle
Im März 2020 entschied Jens Spahn als Gesundheitsminister, dass sein Ministerium die Beschaffung medizinischer Schutzausrüstung übernimmt. Binnen Wochen schloss das BMG Verträge in Milliardenhöhe ab – oft ohne Ausschreibung, ohne Preisprüfung, in sogenannten Open-House-Verfahren. Spahn selbst soll laut interner Dokumente Preise festgelegt haben, etwa 4,50 € pro FFP2-Maske.
Das Ergebnis? Preise oft über Marktniveau, intransparente Abrechnungen, unklarer Schaden.
> Prof. Dr. Sebastian Müller, Experte für öffentliches Vergaberecht:
„Das Open-House-Verfahren war ein riskanter Schnellschuss. Preisfindung und Vertragsmanagement liefen parallel zur Krise – ohne klare Prüfpfade. Ein klassisches Beispiel für Notstandsvergaben ohne ausreichende juristische Kontrolle.“
Zahlen, die schmerzen
Was wurde beschafft?
- 1,0 Milliarden FFP2-Masken
- 1,6 Milliarden OP-Masken
- Kosten: geschätzt 6 bis 9 Milliarden Euro (inkl. Lagerung, Logistik, Entsorgung)
- vernichtet oder verbrannt: über 700 Millionen Masken (Stand Ende 2024, laut BMG)
Viele Masken blieben ungenutzt – wegen Qualitätsmängeln, abgelaufener Haltbarkeitsdaten oder fehlender Zertifikate.
> Dr. Christine Schneider, Gesundheitsökonomin:
„Ein Großteil der Masken wurde zu überhöhten Preisen eingekauft und nie verwendet. Warum man nicht frühzeitig auf europäische oder multilaterale Lösungen setzte, bleibt unverständlich.“
Blick ins Ausland: Wie reagierten andere Länder?
Ein internationaler Vergleich zeigt: Auch andere Länder standen unter Druck – doch nicht alle handelten so planlos.
Dänemark setzte ab April 2020 auf zentrale Lagerplattformen und ein einheitliches nationales Beschaffungssystem, das Korruption erschwerte.
Frankreich baute rasch staatlich koordinierte Produktionsketten auf, um die Abhängigkeit von Importen aus China zu verringern.
Italien, schwer getroffen, richtete ein Kontrollgremium für Notbeschaffungen ein, das politische Verantwortung sichtbar machte.
In Deutschland hingegen: Verträge per WhatsApp, unerfahrene Lieferanten, juristische Grauzonen – und ein Ministerium, das „alles kaufen wollte, was verfügbar war“ (so wörtlich im BMG-Bericht).
Verantwortung? Fehlanzeige.
Der Bericht verteilt die Verantwortung systemisch. Jens Spahn wird erwähnt, aber nicht direkt kritisiert. Die Sonderberaterin Dr. Sudhof zieht harte Schlüsse – doch das BMG entwertet ihr Gutachten als „lückenhaft“, „methodisch unsauber“, „nicht eindeutig nachvollziehbar“.
Politische Rechenschaft? Keine. Strafrechtliche Ermittlungen? Bis heute nicht. Spahn hat weder als Zeuge noch als Verantwortlicher öffentlich Stellung bezogen.
Was bleibt – und was fehlt
Die Maskenüberbeschaffung zeigt: Krisenmanagement ohne klare Strukturen scheitert. Und sie wirft Fragen auf, die weit über 2020 hinausreichen:
Warum fehlte eine unabhängige Prüfung von Großverträgen?
Warum informierte das BMG den Bundestag nicht transparent?
Warum gibt es bis heute keinen Untersuchungsausschuss?
> Prof. Dr. Jutta Neumann, Verwaltungswissenschaftlerin:
„Wir sehen ein strukturelles Versagen, das über individuelle Fehler hinausgeht. Doch ohne persönliche Konsequenzen lernt der Staat nichts.“
Fazit: Die teuerste Maske war die fürs politische Gesicht
Die deutsche Politik reagierte in der Krise oft schnell – aber selten gut. Jens Spahn verkörperte diese Zeit: Macher, Entscheider, Medienfigur. Doch zurück bleibt ein Milliarden-Desaster, für das er kaum Verantwortung übernimmt.
Der BMG-Bericht wirkt wie ein Befreiungsschlag unter neuen politischen Vorzeichen. Doch echte Aufarbeitung hieße:
Namen nennen. Entscheidungen rekonstruieren. Lehren öffentlich ziehen. Konsequenzen ermöglichen.
Was jetzt passieren muss:
Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss, der die Maskenbeschaffung 2020/21 lückenlos aufklärt – inklusive Befragung Spahns.
Ein Preisrechts-Check aller Corona-Vergaben durch unabhängige Prüfstellen.
Ein zentrales Krisenbeschaffungsregister, das Transparenz schafft.
Und: ein politischer Kulturwandel, der Verantwortung nicht mit Rücktritt, sondern mit echter Aufarbeitung verbindet.
Denn die nächste Krise kommt. Und dann brauchen wir nicht nur Masken – sondern Vertrauen.
Bildquellen
- spahn_masken: KI generiert
- spahn_weidel: KI generiert
- Masken Jens Spahn: Composing – KI generiert, pixabay.com


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