die Fähigkeit der Wälder CO2 zu speichern nehmen ab
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Klimakollaps vorprogrammiert? Ohne Wälder kippt das Gleichgewicht.

Wälder als CO₂-Speicher am Limit: Neue Studie warnt vor schwindender Aufnahmefähigkeit.

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zeigt in einer aktuellen Analyse: Wälder verlieren zunehmend ihre Fähigkeit, Kohlendioxid zu speichern – mit gravierenden Folgen für den Klimaschutz.

Natürliche Kohlenstoffsenken werden im Kampf gegen die Erderwärmung immer wichtiger. Wälder spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie entziehen der Atmosphäre CO₂ und speichern es in Böden und Biomasse. Doch eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), an der auch der Nachhaltigkeitsökonom Dr. Florian Humpenöber mitwirkte, warnt: Die CO₂-Speicherleistung der Wälder nimmt schneller ab als bisher angenommen.

Klimawandel und menschlicher Druck setzen Wäldern zu

Die Gründe sind vielfältig. Klimawandelbedingte Dürren, Hitzewellen und Schädlingsbefall schwächen die Wälder. Gleichzeitig schaden Abholzung, Brandrodung und die Umwandlung in Agrarflächen – vor allem in den Tropen – massiv.

„Gestresste Wälder verlieren ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden“, erklärt Dr. Humpenöber. „In manchen Regionen kippt das System bereits: Aus einer Senke wird eine Quelle. “ Sterbende Wälder stoßen oft mehr CO₂ aus, als sie aufnehmen – ein gefährlicher Wendepunkt für das globale Klima.

Einbruch der Speicherleistung droht

Die Studie, gestützt auf Modellierungen und Satellitendaten, zeigt: Kohlenstoffsenken wie der Amazonasregenwald könnten bald deutlich an Funktion verlieren. In einigen Szenarien sinkt die globale Nettoaufnahme von CO₂ durch Wälder bis Mitte des Jahrhunderts um bis zu ein Drittel – selbst ohne zusätzliche Entwaldung.

Besonders tropische Regenwälder reagieren empfindlich auf klimatische Veränderungen. Aber auch boreale und temperierte Wälder in Europa und Nordamerika zeigen Schwächen, etwa durch Baumsterben und Waldbrände.

Dramatische Folgen für den Klimaschutz

Der Rückgang der CO₂-Aufnahmefähigkeit hat weitreichende Konsequenzen. Viele Klimamodelle und politische Strategien – etwa der EU Green Deal oder nationale CO₂-Budgets – setzen voraus, dass natürliche Senken weiterhin große Mengen CO₂ binden. Bricht diese Leistung ein, müssen fossile Emissionen schneller und drastischer reduziert werden, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.

„Wir dürfen uns nicht länger auf die stillen Leistungen der Natur verlassen“, mahnt Dr. Humpenöber. „Wälder müssen konsequenter geschützt und renaturiert werden. Gleichzeitig braucht es einen entschlossenen Umbau der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität. “

Handeln statt Abwarten

Die Studie endet mit einem klaren Appell: Wälder dürfen nicht als selbstverständlich gelten. Schutzgebiete müssen ausgeweitet, Aufforstungsprojekte besser finanziert und Landnutzungspraktiken weltweit überdacht werden. Vor allem aber müssen die globalen CO₂-Emissionen drastisch sinken. Denn je wärmer es wird, desto schlechter funktionieren die natürlichen Puffersysteme unseres Planeten.

Bildquellen

  • Titelbild: KI generiert

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