
Wie rechte Gedanken im Mainstream landen – und warum das brandgefährlich ist
Deutschland, 2025. Die AfD in Sachsen und Brandenburg zweit stärkste und in Thüringen sogar stärkste Fraktion im Landtag. In Umfragen liegt sie bundesweit bei 25 Prozent. Das ist alarmierend – aber nicht überraschend. Denn rechte Narrative sind längst nicht mehr auf rechten Bühnen zu Hause. Sie tauchen in Leitartikeln auf, in Kolumnen, in Talkshows. Im Wohnzimmer. In der Mitte. Nicht Pegida, nicht Telegram. Sondern BILD, FOCUS, WELT, NZZ. Medien, die sich bürgerlich geben – aber Inhalte transportieren, die sich mit denen der AfD decken.
Ein Satz wie ein Schlag ins Gesicht – und ein Wendepunkt im Diskurs:
„Juden oder Aggro-Araber – wir müssen uns entscheiden, wen wir in Deutschland halten wollen.“
Jan Fleischhauer schrieb das 2023 in seiner FOCUS-Kolumne. Gemeint war: Wer jüdisches Leben
schützen will, muss sich von bestimmten Migrantengruppen trennen. Ein übler Gegensatz, der
Minderheiten gegeneinander ausspielt – mit kalkulierter Brutalität.
Fleischhauer legitimiert damit ein Weltbild, das Exklusion als Notwehr verkauft. Opfer gegeneinander.
Täter ausgeblendet.
Diese Formulierung wäre vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Heute erscheint sie
kommentarlos in einem Massenmedium. Genau das ist das Problem.
Es bleibt nicht bei Fleischhauer. Ähnliche Tonlagen klingen aus vielen Richtungen:
– Julian Reichelts Nius schürt täglich Empörung über „Wokeness“, Gender, Migration. Hier entsteht
kein Journalismus, hier entsteht Stimmung. Reduziert, emotionalisiert, gezielt.
– Die Welt veröffentlichte 2024 einen AfD-nahen Gastbeitrag von Elon Musk – ungefiltert, ohne
Einordnung. Eine Plattform für rechtspopulistische Propaganda, legitimiert durch das Siegel einer
renommierten Zeitung.
– Die NZZ nutzt Begriffe wie „Remigration“ oder „Überfremdung“. Nicht offen hetzerisch – aber
anschlussfähig. Genau das macht es gefährlich.
Der Trick ist immer derselbe: Emotionalisierung durch Sprache. Moral durch Schlagzeile.
Wiederholung bis zur Gewöhnung.
Begriffe sind nie neutral. Wer oft genug von „Asylchaos“, „Kulturbruch“ oder „Messerkriminalität“
spricht, verändert, was sagbar ist. Und was denkbar wird.
Erst rutscht die Sprache nach rechts. Dann die Realität.
Seit ihrer Gründung 2013 hat sich die AfD von einem wirtschaftsliberalen Anti-Euro-Projekt zu einer
offen völkischen Partei entwickelt. Unter Björn Höcke dominiert der „Flügel“. Migration, Gender,
Klimaschutz – alles wird zum Feindbild gemacht. Die Partei radikalisiert sich – und wird zugleich
medial enttabuisiert.
Bildquellen
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